Tag 8: Das Sami-Leben

Einen Tag durften wir am Leben und der Arbeit der Sami teilhaben. Beatrice und Frederic zeigten uns sehr eindrucksvoll die harte Seite, aber auch das Vergnügen und die Freude an der Arbeit mit ihren Rentieren.

Nach einer eineinhalbstündigen Fahrt durch die Tundra Schwedens, erreichten wir Beatrice’ und Frederic’s Land. Kaum angekommen ging es auch schon los. Die Touristen aus Deutschland und Frankreich (6 Personen) mussten erst adäquat eingekleidet werden – sie kamen in Jeans und Schuhen mit Absatz. Lama und Pinguin kennen sich mit eisigen Temperaturen aus und waren optimal vorbereitet. Der Pinguin hatte das Glück bei der ersten Schneemobilfahrt gleich einen Platz zu bekommen, während das Lama gemeinsam mit den beiden Deutschen den Weg zu Fuß antreten musste. Am halben Weg wurden es auch endlich vom Schneemobil aufgelesen. Etwas erschöpft traf das Lama dann in der Futterschüssel sitzend am Futterplatz ein. Glücklicherweise waren die meisten Rentiere schon satt, so war das Lama in der Futterschüssel safe. Wir durften den Rentieren als speziellen Snack getrocknetes Moos – extra importiert aus Finnland – geben.

Die Rentiere waren sehr vorsichtig und lieb, aber der Pinguin verschwand permanent unter der Schneedecke. Immer wieder gab der komprimierte Tiefschnee nach und schwupps war der Pinguin wieder weg. Dies passierte durchaus auch dem Lama, wie die Fotodokumentation zeigt. Aus diesem Loch rauszukommen stellt man sich einfacher vor als es ist. Sich aus dieser Lage zu befreien ist total anstrengend und wird mit jedem weiteren Fehltritt zu einer immer größeren Herausforderung.

Frederic füllte die Wanne dann mit Pellets, setzte 2 von den Franzosen rein und setzte das Lama hinter sich auf das Schneemobil. So schnell konnte das Lama gar nicht schauen, gings auch schon los! Die Rentiere stürmten herbei und die Franzosen mussten so schnell wie möglich die Pellets auf den Weg rausschaufeln. Das Lama war in der glücklichen Position die Landschaft genießen zu dürfen und zack, schon zückte sie wieder das Handy.

Während wir die Tiere ausreichend liebkosten und fütterten, erzählte uns Beatrice viel Interessantes über die Rentierzucht und das Leben der Sami. So erfuhren wir z.B., dass die Kinder der Sami einzelne Tage frei bekommen, wenn es viel Arbeit mit den Rentieren gibt. Außerdem beeindruckten uns die Erzählungen darüber, wie bewusst respektvoll die Sami mit den Tieren umgehen, von der Geburt bis zur Schlachtung. Manche Tiere bekommen Namen, diese werden nicht geschlachtet. Eines dieser Tiere ist Unna. Unna kam als Albino – also mit einem Gendefekt – zur Welt und musste von Hand in der Garage aufgezogen werden, weil Albinos sonst das erste Jahr nicht überleben. Unna hat ein grünes Teil am Hals. Es ist ein GPS-Sender, welchen ein paar Tiere mittragen, um die Herde kontrollieren zu können.

Nach der Arbeit kam das Vergnügen! Wir durften Rentierschlitten fahren. Alle Rentiere rissen ihre Fahrer fast vom Schlitten, weil sie so schnell liefen. Das sind speziell für Schlittenrennen ausgebildete Tiere – normalerweise laufen sie also sehr schnell. Der Pinguin hätte kein Rennen gewonnen. Sein Rentier hat sich der Natur des Pinguins angepasst und es ruhiger angehen lassen. Im gemütlichen Zwiegespräch schlenderten der Pinguin und sein Rentier durch die Landschaft.

Irgendwann kamen auch der Pinguin und sein Rentier wieder zurück und gemeinsam wateten wir durch den tiefen Schnee, bergauf und berab, bis wir zu einem Tippi-Zelt kamen, in dem Beatrice bereits Getränke blaärsdryck und lingonsdryck) vorbereitet hatte. In einer großen Metallschale briet sie geräuchertes Rentierfleisch. Pinguin und Lama waren ja Rentierfleisch etwas skeptisch eingestellt, vereinbarten aber vor der Rentiertour, sich voll darauf einzulassen, also auch Rentier zu probieren. Und was sollen wir sagen? Der Sami-Kebab schmeckte hervorragend. Das Fladenbrot mit Sauce, Fleisch und Salat war wirklich köstlich und den Sami war es eine Freude uns eine ihrer traditionellen Speisen servieren zu dürfen.

Bei Essen, Trinken und natürlich dem anschließenden Kaffee (Fika ist in Schweden die Tradition Kaffee und Kuchen zu sich zu nehmen und dabei zu quatschen) erzählten uns Beatrice und Frederic noch vieles aus ihrem Leben. Die Sami waren früher Nomaden und mussten in den 1950er Jahren sesshaft werden, weil die schwedische Regierung es nicht mehr duldete, dass sie keinen fixen Wohnsitz hatten. Heute leben in ihrem Dorf 140 Menschen, denen ca. 5000 Rentiere gehören.

Das Lama hatte sich bei dem Fall in ein Schneeloch das Knie verletzt und bis zur letzten Minute brav die Zähne zusammengebissen. Zu Hause angekommen wurde das Lama mit Schmerzmittel versorgt und das Knie durch Tapes stabilisiert.

One Comment

  1. Renate Haberl

    Wunderschön

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