So ruhig begann der Tag… Gemütlich frühstückten wir und packten dann langsam unsere Habseeligkeiten zusammen, damit wir rechtzeitig um 11 Uhr und auch rechtzeitig zum Sonnenaufgang auschecken können. Jetzt begann sie: unsere Tour rund um Island!

Anhand der schlauen Straßenüberwachungswebsite www.road.is, wussten wir schon, dass es nicht ganz gemütlich wird und wir gut aufpassen müssen, die roten Straßen zu meiden.
Das Lama war Pilotin, der Pinguin Copilotin, das Murmeltier der Ratgeber und der Siebenschläfer hat sich mit dem Headset weggebeamt. Irgendwann begann zwischen Pinguin und Murmeltier eine Diskussion, wie wir die gesperrten Straßen umfahren können. Der Pinguin sagte dem Lama dann den Weg auf eine Straße an, die auf road.is gar nicht eingezeichnet war. Das machte das Murmeltier etwas nervös. Nach ein paar Minuten abenteuerliche Tiefschneefahrt kamen wir dann auf die S1, die zwar wieder eingezeichnet war, aber ROT! Das Murmeltier wies uns mehrfach darauf hin, dass wir auf einer Straße unterwegs sind, die gesperrt ist! Da es aber auf dieser Straße super zu fahren ging, blieben wir.
Manchmal war es schon etwas unangenehm, weil es sehr windig und glatt war, aber das ist ein Merkmal von ganz Island. Wir blieben also auf unserem Weg – der gesperrten Straße.
Kontinuierlich wurde es ungemütlicher. Es ging immer weiter bergauf und es wurde immer windiger. Phasenweise waren die Schneeverwehungen so stark, dass plötzlich ein Haufen Tiefschnee auf der Fahrbahn lag, die das Auto natürlich fast unkontrollierbar machten oder uns ein großer Haufen Schnee plötzlich traf. Das ist ganz schön wuchtig und laut. Irgendwann war es dann soweit, dass wir fast nicht mehr weiterkamen. Die Sturmböen waren so stark, dass das Auto – und wir fahren einen riesigen Toyota Landrover – immer wieder leicht versetzt wurde oder auf Lenkbewegungen nicht reagierte. Die Bedingungen auf der Straße waren extrem eisig und darüber noch Schnee – in Island wird nicht gesalzen.
Dass vor uns ein anderes isländisches Auto fuhr, beruhigte uns etwas.
Auf einem Gebirgspass ging dann nichts mehr weiter. Vor uns standen drei Autos – eines davon hatte sich in einer Schneewechte festgefahren. Umdrehen war keine Option, da es einerseits eine Fahrbahntrennung gab und andererseits wetterbedingt nicht möglich war. Hinter uns standen irgendwann auch noch drei Fahrzeuge. Wir waren immer noch recht beruhigt, dass vor uns ein isländisches Auto war. Die müssen ja wissen, was zu tun ist. Die beruhigte Stimmung schlug sehr rasch in eine beunruhigende Stimmung um, als aus dem vorderen Auto jemand ausstieg und eindeutig ein Tourist aus dem asiatischen Raum war.
Alleine bei diesen Wetterbedingungen auszusteigen ist gefährlich. Er musste den Rückweg zu seinem Auto dann rückwärts antreten, da bei diesen Windgeschwindigkeiten jeder Tropfen und jede Schneeflocke im Gesicht wie ein Nadelstich ist.
Uns wurde, angesichts der Situation in einem Blizzard irgendwo auf einem Gebirgspass, wo Kilometer weit davor und danach keine Zivilisation ist, festzustecken, doch ziemlich mulmig. Ca. 30 Minuten tat sich gar nichts. Irgendwann sahen wir vorne, wenn der Schneesturm kurz etwas nachließ, orange blinkende Lichter. Da wussten wir zumindest: Hilfe ist da! Weitere 30 Minuten später hatten die Helfer:innen mit schwerem Gerät den Wagen ausgegraben und wir durften weiterfahren.






Bis nach Vik war es eine einzige Horrorfahrt. Am meisten machte uns zu schaffen, dass wir bereits fast 6 Stunden unterwegs waren und immer wieder in sehr gefährliche Situationen kamen. Teilweise ging es auf dem Gebirgspass links in den Abgrund und von rechts kamen Sturmböen. Glücklicherweise kamen wir gut in Vik an, aber uns war bewusst, dass wir unsere weitere Urlaubsplanung überdenken mussten. Auch für die nächsten Tage waren Unwetter angesagt.
Endlich in unserem Hotel angekommen, waren wir uns nicht sicher, ob wir wirklich richtig sind. Wir wohnen jetzt offenbar zwei Tage in einem Hühnerstall. Der Weg von der Rezeption zu unserem Hühnerstall gestaltete sich wetterbedingt auch etwas schwierig.
Nachdem wir uns unserem Schicksal hingegeben haben und akzeptiert haben, dass wir zumindest die nächsten beiden Nächte hier verweilen müssen, haben wir den Rest unseres Urlaubs umgebucht. Sobald es möglich ist, werden wir nach Reykjavik zurückfahren und die restliche Zeit dort und in Keflavik verbringen.
Am Abend staunten wir nicht schlecht. Ein reichhaltiges Buffet wartete auf uns und ließ unsere ohnehin schon wieder gute Stimmung noch besser werden.


Mal sehen, was die nächsten Tage so bringen und wann sich der Blizzard verzupft. Die Flughäfen und Straßen sind aktuell (25.12. um 19 Uhr) noch gesperrt.