In Wien wurde unsere Aufregung und Vorfreude auf den Nightjet dann beim, Anblick unseres Liegewagen-Abteils schnell durch Ernüchterung und damit einhergehendem hysterisches Gelächter ersetzt. Durchaus glücklich, dass wir in diesem 6er Liegewagen nur zu dritt die nächste Nacht verbringen mussten, versuchten wir die aufsteigenden klaustrophobischen Zustände zu unterdrücken und uns optimal aufzuteilen und einzurichten.

Das gestaltete sich gar nicht so einfach, denn eine Leiter, um in das oberste Bett zu kommen, war unauffindbar, es war nur 1 Bettzeug vorhanden und der Schaffner, den wir liebevoll Steward nannten, war augenscheinlich auch verschwunden. Das Thema Leiter hakten wir bald ab und halfen beim Hochtransportieren des Pinguins alle zusammen. Wir waren der Meinung, dass etwas Sportlichkeit vorausgesetzt wird und es eben keine Leitern gibt. Beim Einrichten und Eingewöhnen fiel uns plötzlich auf, dass wir beobachtet wurden. Von der Decke aus sah uns eine Ziege/Gämse (was auch immer) zu.
Typisch österreichisch! Haupsoch a Viech an da Waund!
Lama

Der Anblick dieses von der Decke dreist herunterstarrenden Vieches wurde abrupt unterbrochen, als wir am letzten Bahnhof in Tschechien eine andere Lock bekamen und der Strom dann für die gesamte Fahrt durch Polen weg war. Dies hatte allerdings auch zur Folge, dass die Klimaanlage nicht mehr funktionierte, was wiederrum zur Folge hatte, dass wir das Fenster öffnen mussten, was wiederrum zur Folge hatte, dass wir das permanente Tuuuuuuten (in Polen tutet Züge offenbar mindestens alle 5 Minuten mehrmals hintereinander) unserer Lock hörten, was wiederum zur Folge hatte, dass diese Nacht eher keine REM-Phasen erreicht werden konnten.
Die unruhige Nacht erwies sich am nächsten Morgen als Glücksfall. Um 5.30 Uhr machte sich das Lama auf den Weg aufs Klo. Erfolglos, denn das Klo war zu. Nach 2 weiteren Versuchen, die ebenfalls nicht zum Erfolg führten, kam uns der Gedanke, dass eventuell nicht nur der Strom nicht funktionierte, sondern vielleicht auch die Klos. So schlichen wir in den angrenzenden Schlafwagen und endlich – ein funktionierendes Klo! Da wir jetzt ohnehin alle putzmunter waren, wuschen und kultivierten wir uns gleich. Um 6 Uhr sahen wir dann aus, wie aus dem Ei gepellt.
Was war nun der Glücksfall? In Frankfurt/Oder angekommen, bekamen wir nicht nur wieder eine neue Lock und somit Strom, sondern auch Besuch. Der Bahnhof Frankfurt an der Oder dürfte ein beliebter Polizeitreff sein, denn da war mehr Polizei als wartende Fahrgäste. Zwei davon statteten uns dann einen Besuch in unserem Abteil ab. – Nicht auszudenken, wenn wir noch zerknautscht und schnarchend in unserer Sardienendose gelegen wären…
Die eher emotionslosen Polizisten kontrollierten unsere Ausweise und überspieten sehr gekonnt das freundliche, etwas unbeholfende Augenzwinkern des Pinguins. – Probieren geht über Studieren!
Jet? Des is doch eher a Pemperlzug, oder?
Pinguin
Nach vielen, vielen Stunden, in der wir gefühlt Großteils 20 km/h fuhren oder gar standen, Zugfahrt und einer Verspätung von ca. 30 Minuten standen wir dann endlich am Berliner Bahnhof Gesundbrunnen. Das Gefühl von: Jetzt kann der Berlintripp beginnen! wurde vom: Scheiße, bin i fertig – Gefühl verdrängt.
Beim Aussteigen konnten wir endlich auch in die Abteile unserer Liegewagen-Nachbarn schauen. Das hätten wir besser lassen sollen, denn dann hätten wir nie erfahren, dass wir offenbar die einzigen OHNE Leiter waren…

Bin übrigens sehr sportlich auf die 3 Etage gehopst!…kam nur von unten so rüber……😁